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5. Fortsetzung: Das Pfarrhaus, Das Kloster Notre dame, Die Schule

14. 5. 2011

Einsiedl bei Marienbad in alter Zeit

(5. Fortsetzung)

Das Pfarrhaus

Unterhalb der Kirche steht, gleich nebenan, das Pfarrhaus Nr. 10. Es ist ein barocker, einstöckiger Bau. Am Türstock über dem Eingang ist das Wappen des Stiftes Tepl und die Jahreszahl 1710 als Erbauungsjahr zu sehen. Im Jahre 1637 wurde der Hof des Matthias Zereck in Rauschenbach angekauft und an sämtliche künftige Pfarrherren von Einsiedl zur freien Nutzung übergeben. Dagegen war der Pfarrer verpflichtet, jedes Quartal am Montag nach dem Goldenen Sonntag“ für den Abt und seine Vorfahren ein Requiem zu lesen, welchem der Rat und die Bürgerschaft beiwohnen sollten und den Opfergang zu halten. Der Pfarrer bezog von den eingepfarrten Dörfern Rauschenbach, Kschiha, Paslas, Pfaffengrün und von den Filialen Grün und Rojau (diese nur bis 1788, da sie selbständige Pfarreien wurden): den Zehent in Korn und Gerste, ferner Eier, Brot und Opfergeld. Von Einsiedl bekam er auch ein Faß Salz und von der Herrschaft Stift Tepl jährlich 30 Klafter Holz. Den Fuhrlohn mußte er selbst bezahlen, ebenso auch den Meßwein und die Lichter selbst besorgen. Die Pfaffengrüner Bauern mußten dem Pfarrer aus dem Hof Nr. 13 die Getreidegarben herauswerfen, damit der Pfarrherr selbst nachzählen konnte. Da kam plötzlich ein Gewitter und die erbosten Bauern fielen über den Pfarrer her und erschlugen ihn, weil er nicht aufhörte zu zählen und das Getreide verdorben wurde. Zur Strafe wurde der Zehent für die Pfaffengrüner von der Landesstelle aus verdoppelt.

Im Jahre 1795 wurde unter Pfarrer Wagner zwischen dem Stift Tepl und der Petschauer Herrschaft ein Vertrag unterzeichnet: Das Fischereirecht in der Roda von Sangerberg bis zur Brandmühle gehört dem Pfarrer von Einsiedl, von der Brandmühle bis zur Einmündung der Roda in die Tepl bei Unterhammer der Petschauer Herrschaft. Diese gehörte bis zum Jahre 1813 dem Fürsten Kaunitz und wurde dann von Herzog Beaufort erworben. Noch in den Jahren um 1930 wurde von einem Fischereiliebhaber der Versuch unternommen, dieses Fischrecht zu erwerben, jedoch ohne Erfolg. Zur Pfarrei gehörte auch ein Stück Wald am Wege nach Rauschenbach, der „Pfarrwald“ genannt.

Im Jahre 1805 wurde auf Anregung des Pfarrers Wagner zur „Zierde und Sicherheit der Stadt Einsiedl“ ein Jägerkorps errichtet. Dieses wurde im Jahre 1813 in ein Privilegiertes Schützenkorps umgewandelt und war bis 1938 die iZerde bei der feierlichen Auferstehungsprozession und der Fronleichnamsprozession, wenn auch die abgegebenen Salven so manchem Schreck einjagten. Das Kirchspiel Einsiedl umfaßte im Jahre 1813 (mit Rauschenbach, Paslas, Pfaffengrün und Kschiha) 1803 Seelen.

Nach einer Aufstellung im Buche „Der Pol. Bezirk Tepl von Oberlehrer Klement“ waren im Jahre 1882 im Kirchspiel 2323 Seechen, die seit 1918 zugewandert waren), Rauschenbach 593, Pfaffengrün 161, Paslas 168, Kschiha 264. Bei der Volkszählung im Jahre 1930 hatten: Einsiedl 936 (darunter 13 Tschechen, die seit 1918 zugewandert waren, Rauschenbach 540, Pfaffengrün 170, Paslas 165 und Kschiha 250 Einwohner, zusammen 2061 im Kirchspiel. Die letzten Pfarrherren von Einsiedl waren seit 1918: Evermud Puchta (gest. 1930, auf dem Einsiedler Friedhof ruhend), Kaplan P. Konstantin, Kaplan P. Markus Gail (ein guter Musiker und Kirchenkomponist, gest. 1934), Kaplan P. Tibur, Pfarrer Mauritius Brunner (bis 1932 in Einsiedl, gest. 1962), Dr. theol. Pietschmann, zuletzt Pfarrer Emmerich Prochaska (gest. 1965 im Kloster Schönau bei Wiesbaden).

Das Kloster Notre dame.

Es wurde im, Jahre 1856 neben der Kirche errichtet und unterhielt außer der Mädchenschule ein Mädchen-Pensionat. Ein großer Gutshof gehörte dazu. Im Jahre 1873 erhielt die Mädchenschule das Öffentlichkeitsrecht für eine 2klassige Mädchenvolksschule mit 91 Schülerinnen. (Die Knaben wurden in der öffentlichen Volksschule von Lehrern unterrichtet). Im Jahre 1904 wurde in Einsiedl auch ein Bezirkswaisenhaus errichtet, da seit 1903 der Bezirk Marienbad vom Tepler Bezirk getrennt worden war. Das Waisenhaus steht am „Petersplatz“ und in ihm wurde im Jahre 1911 auch ein Kindergarten eingerichtet, den auch Schwestern von Notre dame betreuten. Jetzt ist in diesem Gebäude ein „Kulturhaus“ eingerichtet.

Im Jahre 1912 wurde die 8klassige Privat-Mädchenschule in eine 3klassige Bürgerschule für Mädchen ausgebaut, welcher 1924 eine Familienschule angeschlossen wurde. 1932 erhielt die Bürgerschule eine 4. Klasse. Im Jahre 1926 war das Klostergebäude um einen bedeutenden Anbau vergrößert worden, und es wurden nun auch in Einsiedl eigene „Profeßfeiern“ gehalten, d. s. Einkleidung der Novizinnen nach Ablegung der Ordensgelübde. Neben dem Schulunterricht wurden im Einsiedler Kloster auch Musik- und Sprachstunden durch qualifizierte Lehrkräfte erteilt, leider nur für Mädchen. Knaben konnten nur ausnahmsweise Musikunterricht bis zum Alter von 14 Jahren erhalten, während für Mädchen dies bis zu 20 Jahren möglich war. Das Mädchenpensionat hatte oft 30 bis 40 Schülerinnen. Im Jahre 1939 wurde das Kloster aufgelöst und die Schwestern gründeten in Bayern wiederum eine ähnliche Lehranstalt, die sich sehr gut entwickelte. Im alten Klostergebäude in Einsiedl sind geistig behinderte Kinder untergebracht.

Die Schule

Während für die Mädchen sehr gut gesorgt war, mußten sich die Knaben in Einsiedl mit einer 2klassigen Volksschule begnügen. Wie schon früher erwähnt, waren bis 1721 die Lehrer zugleich Stadtschreiber, wie es vielfach auf dem Lande viel später noch war. Das alte Schulhaus Nr. 9 wurde im Jahre 1795 errichtet. Vom Stift Tepl erhielt die Schule jährlich 10 Klafter Holz und von Einsiedl 2 Klafter Holz. Die Lehrerswitwe konnte früher (vermutlich bis 1835) bis zur Erreichung der Prüfungsfähigkeit ihres Sohnes den Unterricht weiterführen, dann erhielt der Lehrerssohn unter Voraussetzung der Eignung die Lehrerstelle zugesprochen. Außer einem ziemlich spärlichen Lohn in Geld erhielt der Lehrer Holz, Getreide, Bier, Flachs, Erdäpfel und Kraut, zu Weihnachten einen Fisch von 2 Pfund. Ähnliche Zuschüsse hatten sie früher von den umliegenden Ortschaften. Von der Porkl-mühle bekamen sie, wie der Pfarrer, 2 Liter Leinöl, ein Zeichen, daß damals bei Einsiedl viel Flachs angebaut wurde. Zu Ostern brachte jedes Beichtkind von Einsiedl, Rauschenbach, Pfaffengrün, Paslas und Kschiha und den Mühlen 1 Ei; davon erhielt der Pfarrer 2 Schock, die übrigen der Lehrer. Die Anzahl der Schulkinder betrug um 1835 bei 90 Köpfen. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielten Hauschenbach, Pfaffengrün (mit Paslas) und Kschiha eigene Volksschulen.

Nach dem ersten Weltkrieg hatte Einsiedl eine 2klassige „Volksschule, einige Knaben besuchten die Bürgerschule in Marienbad. Im Jahre 1924 wurde an der Knabenschule eine 2klassige landwirtschaftliche Volksbildungsschule errichtet, die von Söhnen und Töchtern der Landwirte und Gewerbetreibenden aus Einsiedl, Rauschenbach, Rojau, Pfaffengrün, Paslas, Kschiha und Grün besucht wurde, die ab 14 Jahren keine andere Fortbildungsschule besuchten. Zeitweilig gab es sogar 3 Klassen. Den Sachaufwand brachten die eingeschulten Gemeinden auf, die Lehrkräfte (zum Teil mit eigener Fachprüfung) wurden vom Staate entschädigt.

Nach Auflösung der Klosterschule im Jahre 1939 wurden Knaben und Mädchen im Klostergebäude unterrichtet, das alte Schulhaus Nr. 9 für Wohnzwecke verwendet. Jetzt soll das alte Gebäude, das so oft den Jubel von 80 bis 90 und mehr Knaben erlebte, eine Ruine sein!

A. Hr.
(Fortsetzung folgt)

HOCHER A.: "Einsiedl bei Marienbad in alter Zeit – Das Pfarrhaus – Das Kloster Notre dame – Die Schule", Marienbad-Tepler Heimatbrief 5/1966, Nr.212, S. 334-335
 
 

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